rahelhegnauer

Cloud's End* - Indien/Schweiz, 2013

*english*

Eine Zusammenarbeit von Jenson Anto und Rahel Hegnauer

Jenson Anto und ich erforschen und erleben seit geraumer Zeit die Natur und die urbanen Landschaften sowie den kulturellen Raum und seine Narrative in den beiden Ländern Indien und der Schweiz, wo wir aufgewachsen sind.
Für unser erstes gemeinsames Projekt reisten wir 3 Monate lang durch den Süden Indiens (hauptsächlich den Bundesstaat Kerala).
Auf nicht-wissenschaftliche Art und Weise erforschten wir die Geschichte der Handelsrouten. Entlang der Südwestküste Indiens finden sich alte Seehäfen, deren Gründungszeiten bis in die Römerzeit oder noch weiter zurückreichen. Während der Kolonialzeit bauten die Holländer, Portugiesen oder Engländer ebenfalls Häfen oder übernahmen die schon Bestehenden. Einer dieser Häfen, Cochin, war unser Ausgangspunkt für dieses Projekt.
Auf unserer Reise entdeckten wir viele Verbindungen zwischen den beiden Welten, und obwohl es nicht unsere Absicht war, die beiden Kulturen zu vergleichen, stellten wir Ähnlichkeiten oder Entsprechungen in Architektur, Textil- und Möbeldesign fest. Die folgenden zwei Beispiele illustrieren die weit verzweigten Handelsbeziehungen zwischen Indien und der Schweiz:

Wir stellten auch fest, dass unsere Sicht auf den Kolonialismus nicht dieselbe war. Während für mich, die ich aus dem ehemals imperialen und expandierenden Teil der Welt stamme, eine kritische Sicht auf den Kolonialismus und seinen Auswirkungen auf die Gesellschaft, Kultur und Politik entscheidend war, gehörte diese Sichtweise für Jenson Anto, der in Indien geboren und aufgewachsen ist, nicht zu seinen Hauptthemen. Diese kulturelle und historische Komplexität sowie unsere persönlichen Assoziationen bildeten die Grundlage des Projekts.
Die Reise und das Projekt haben wir selbst finanziert.
Das Projekt ist nicht abgeschlossen ...

* Auf unseren Reisen sind wir zweimal auf diesen Namen gestoßen. Sowohl eine Jagdhütte aus der Kolonialzeit in den Hügeln des Himalaya als auch eine Teeplantage in Kerala hießen Cloud‘s End. Eine Erinnerung an die Leidenschaft der Kolonialisten, allem und jedem einen Namen zu geben und es so zu ihrem Eigentum zu machen...

Kisten
Wir ließen die Kisten von einem Schreiner in Kochi aus recyceltem Holz von Frachtkisten anfertigen. Die beiden Kisten enthielten kleinere Kisten, die unsere Einkäufe und gesammelten Gegenstände enthielten. All den Gegenständen konnte das Attribut des „Exotischen“ oder „typisch Indischen“ beigefügt werden. Unsere Absicht war, mit diesen Klischees zu arbeiten und sie dabei zu hinterfragen.

Die Zwischenstationen der Boxen sollten sein: Kochi (Cochin, ein wichtiger Handelshafen während der Kolonialzeit im Süden Indiens) - Colombo (Sri Lanka) - Rotterdam (Niederlande) - Basel (Schweiz).
Stattdessen reisten die Kisten von Cochin über Colombo nach Singapur, dann nach Koper (Slowenien) und schließlich nach Schaffhausen (Schweiz), von wo wir sie mit einem Lieferwagen abholen mussten.

Broschüren
11 A4-Hefte, gefaltet auf das Format A5:
Fotografien von der Reise, die wir in zufälliger Anordnung ausgedruckt haben. Die 220 Bilder in den Heften sind eine Auswahl von vielen, vielen weiteren Bildern, die wir auf dieser Reise gemacht haben.

Medien
Recyceltes Holz: 2 Kisten 1,20m x 1,30m x 1,30m, 9 kleinere Kisten unterschiedlicher Größe.
Broschüren: Jedes Heft mit 10 Seiten, doppelseitig bedruckt, Vorder- und Rückseite, farbig und s/w, minderwertiger Druck auf minderwertigem Papier.

Das Öffnen der Boxen im Kaskadenkondensator in Basel
Mit einer Einführung von Martina Siegwolf.
(Der Beginn unserer Ausstellung hatte mit einem Essen begonnen gehabt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kisten noch nicht in der Schweiz angekommen. Sie trafen erst zur Halbzeit unserer Ausstellung ein, was bedeutete, dass wir nur teilweise mit dem zugesandten Material arbeiten konnten.)


Vielen Dank an:

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